Spionage
Zum 'Knacken' verschlüsselter Enigma-Nachrichten war einiges notwendig. Zunächst einmal Spionage. Zwar war die Enigma vor dem zweiten Weltkrieg frei verkäuflich, jedoch wurden beider deutschen Wehrmacht andere Rotoren verwandt. Aber das polnische Biuro Szyfrow, Sitz der polnischen Codeknacker, erhielt über Frankreich aus Deutschland Informationen, die es erlaubten eine Enigma so nachzubauen, wie sie von der Wehrmacht benutzt wurde.
Das half jedoch nicht viel. Wir haben ja gesehen, dass der Schlüssel viel wichtiger ist als die Erbeutung der Maschine selber. Wie also konnte man die Schlüssel herausfinden?
Nach vielen Jahren gelang es dem Mathematiker Marian Rejewski, die Tagesschlüssel aus den jeweils ersten sechs Buchstaben vieler an einem Tag abgefangenen Nachrichten zu bestimmen. Rejewski wusste, dass diese Buchstaben der doppelt verschlüsselte Nachrichtenschlüssel waren. Was konnte er damit anfangen?
Mit dieser Information stellte Rejewski Beziehungstabellen auf, in denen er die ersten und vierten Buchstaben aller Nachrichten eines Tages auflistete. So erhielt er z.B. die vier Nachrichten
und erstellte folgende Tabelle:
1. | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z |
4. | P | M | R | X |
Mit weiteren Nachrichten konnte er die vollständige Tabelle für den jeweiligen Tag aufstellen, z.B.
1. | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z |
4. | F | Q | H | P | L | W | O | G | B | M | V | R | X | U | Y | C | Z | I | T | N | J | E | A | S | D | K |
Auch für die zweiten und fünften sowie die dritten und sechsten Buchstaben erhielt er so Beziehungstabellen.
Was er in den Tabellen suchte, waren sogenannte Ketten.
Ketten
So wurden alle Ketten in allen drei Beziehungstabellen gesucht und diese konnten mit einer bestimmten Rotorenstellung in Verbindung gebracht werden.
Jede Rotorenstellung bewirkt eine andere Kettenverteilung. Damit sind die Ketten sozusagen Fingerabdrücke der Rotorstellungen.
selber machen
Bombe
Zunächst wurde in einem Jahr Arbeit ein Katalog erstellt, in welchem man die zu einer Kettenverteilung gehörige Rotorenstellung nachschlagen konnte. Später baute Rejewski eine Maschine, die die Rotorenstellung automatisch ermittelte. Sie wurde Bombe genannt und konnte den Tagesschlüssel in etwa zwei Stunden bestimmen. Die Bombe bestand aus mehreren gleichen Maschinen, eine für jede mögliche Lage der Rotoren. Da zu diesem Zeitpunkt nur drei Rotoren verwendet wurden, bestand Rejewski's Bombe aus 6 gleichen Maschinen.
Unfreiwillig hatte die deutsche
Wehrmacht also mit der Wiederholung des Nachrichtenschlüssels einen Ansatzpunkt für die polnischen Codeknacker geliefert.
Die Leistung der polnischen Codeknacker darf nicht unterschätzt werden.
Was hier so kurz wiedergegeben ist, ist die Arbeit von etwa 10 Jahren und das
Ergebnis ist beeindruckend: Das polnische Biuro Szyfrow war in der Lage, die
" unknackbaren" Nachrichten der Enigma zu knacken.
Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden zwei weitere Rotoren
eingeführt, so dass dann aus den nun 5 Rotoren jeweils drei in die Enigma
eingesetzt wurden. Das machte es notwendig, die Bombe zehnmal größer
zu bauen, da es nun statt 6 verschiedenen Rotorlagen 60 gab. Polen fehlte dazu
das Geld und so übergaben sie ihre Ergebnisse an die britischen Codeknacker.